»Du musst bereit sein, alles zu geben«

Es geht um 25.000 Euro Preisgeld. Das ist eine Menge Geld – nicht nur für eine Fünfzehnjährige. Der Druck ist groß und die Erwartungen ihrer Trainer und Eltern lasten auf ihren Schultern. Schon in so jungen Jahren professionelle Tennisspielerin zu sein, ist nicht leicht. TEENSMAG hat das Talent Kristina Kislyak bei den AK Ladies Open, dem Damen-Tennis-Weltranglisten-Turnier in Altenkirchen getroffen. Zunächst war das aus Russland stammende Mädchen etwas schüchtern, ihr schlechtes Englisch war ihr unangenehm, doch nach kurzer Zeit taute sie auf und plauderte über ihr Leben zwischen Profisport und Hausaufgaben.

 

Wild Card und Lampenfieber

»Tennis ist mein ganzes Leben. Ich wüsste nicht was ich ohne Tennis machen würde«, sprudelte es aus ihr heraus. Zum großen AK Open in Altenkirchen, einem Turnier das von SRS, der christlichen Sportler-Initiative ausgerichtet wurde, hatte sie es durch eine Wild Card geschafft. Während wir im Bistro quatschten, spielten die anderen Ladies auf dem Court bereits gegeneinander und auch Kristina hatte nicht mehr viel Zeit bis zu ihrem ersten Match. Doch auf die Frage, ob sie manchmal auch nervös sei, antwortete sie abgeklärt: »Ich spiele schon seit ich sechs Jahre alt bin Tennis. Trotzdem bin ich immer noch ein wenig nervös, wenn ich den Rasen betrete. Ich konzentriere mich dann aber nicht auf den Preis, den es zu gewinnen gibt, sondern auf mein Spiel. Ich muss daran denken, dass ich gut sein muss, sonst werde ich nicht gewinnen können. Ich fokussiere mich auf einen guten Aufschlag oder eine gute Rückhand, sonst nichts. Das klappt dann meistens ganz gut.« Jeder Profi hat offensichtlich eine Strategie, mit Lampenfieber umzugehen.

 

Oberste Priorität

Ein bisschen außergewöhnlich ist es schon, dass ein sechsjähriges Mädchen ausgerechnet Tennis als ihren Sport wählt. »Als ich klein war, hat mein Vater mir immer gesagt, ich hätte sehr starke Arme«, lächelt Kristina. »Aber ob das der Grund war warum ich Tennis gewählt habe, weiß ich nicht. Mein Vater wollte immer, dass ich Profisportlerin werde, meine Mutter dagegen wollte, dass ich einen guten Schulabschluss mache.« Und wie ist das heute für sie? Zwischen Tennisplatz und Schreibtisch? Wie lassen sich sechs Trainingseinheiten pro Woche mit Schule und Hausaufgaben verbinden, dazu noch die vielen Wochen, die sie auf Turnieren in der ganzen Welt verbringt? Und was sagen ihre Freunde dazu? »Mein ganzes Leben besteht aus Tennis. Der Sport hat oberste Priorität. Aber ich muss natürlich auch regelmäßig in die Schule gehen, damit ich die Klausuren bestehen kann und einen Schulabschluss schaffe. Deshalb kann ich immer nur ein bis zwei Wochen im Jahr auf Turnieren in anderen Ländern sein. Meine Freundinnen in Moskau denken manchmal, dass es einfach sei, eine Tennisspielerin zu sein. Sie sehen immer nur, dass ich viel reise und oft schulfrei habe. Aber sie übersehen, dass ich richtig hart trainiere, um besser zu werden. Das kostet viel Zeit und Kraft. Und dann bin ich wieder jeder andere Teenager auch, noch aufgefordert, meine Hausaufgaben zu machen und meiner Mama im Haushalt zu helfen. Für Freunde oder Freizeit bleibt da nicht mehr viel Zeit übrig.« Und auch für andere Themen, wie Glaube, bleibt da offensichtlich wenig Zeit. Die Angebote, die SRS den Sportlern auf diesem Turnier macht, Bibelarbeiten und gemeinsames Gebet, nimmt sie nicht an. Sie will sich lieber ganz auf ihr Spiel konzentrieren.

 

Tipps für Sportverrückte

Auf die Frage welche Tipps sie anderen Teenagern geben würde, die gerne in den Profisport einsteigen wollen, rät sie: »Profisport ist harte Arbeit. Du musst bereit sein, alles andere aufzugeben und täglich hart zu trainieren. Ich

trainiere jeden Tag, von Montag bis Samstag. Sonntag ist der einzige Tag, an dem ich frei habe. Außerdem würde ich jedem raten, sich einen guten Trainer zu suchen, denn daran entscheidet sich alles.«

Und was sind die Zukunftspläne einer so zielstrebigen, jungen Sportlerin? »Zunächst einmal werde ich dieses Turnier hier gewinnen und das Preisgeld mit nach Hause nehmen. Dann spiele ich noch ein Turnier in Usbekistan. Danach muss ich mich bis zum Sommer erst einmal wieder auf meinen Lernstoff konzentrieren, damit ich in der Schule noch mitkomme.«

Leider hat es bei den AK Ladies Open in Altenkirchen mit dem Sieg nicht geklappt; Kristina schied gleich in der ersten Runde aus.

 

_Jorinna Müller und Daniel Harter haben Kristina interviewt, obwohl sie selbst noch nie auf einem Tennisplatz standen.

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