jobreport| Fluglotse/Fluglotsin

Flugzeuge leiten, Verantwortung tragen, den Überblick behalten, Kontrolle ausüben

Ein Traumjob: Der des Fluglotsen. Tausende Flugreisende in Deutschland brauchen sie täglich. teensmag hat eine Fluglotsin gefunden. Susanne, 25 arbeitet in Langen in der Nähe von Frankfurt a. M. teensmag hat Einblicke in ihre Arbeit erlangt und Susanne hat ein paar Fragen beantwortet.

 

Was macht ein Fluglotse?

Er überwacht den Luftraum am Radarbildschirm, damit Flugzeuge sicher starten, fliegen und landen können. Er weist korrekte Routen und Flughöhen zu, damit notwendige Sicherheitsabstände eingehalten werden. Vor Beginn eines Fluges gibt der Pilot einen Flugplan auf. Diese Daten werden auf einen Kontrollstreifen, ein Stück Papier, gedruckt. Dort stehen zum Beispiel das Rufzeichen des Fliegers, An- und Abflugsort, das Routing, sowie die Flughöhe. Alle Anweisungen, die der Pilot erhält, werden auf dem dazugehörigen Kontrollstreifen notiert. Bei Verlassen des Sektors (der deutsche Luftraum ist in viele kleine Sektoren unterteilt) wird der Flieger auf die Funkfrequenz des Folgesektors geschickt.

 

Gibt es „verschiedene“ Fluglotsen in unterschiedlichen Bereichen?

Die Towerlotsen der DFS an den 16 internationalen Verkehrsflughäfen in Deutschland kontrollieren den Flugverkehr an und um den Flughafen im direkten Sichtkontakt zu den Flugzeugen. Sie erteilen die Freigabe zum Anlassen der Triebwerke, sowie Roll-, Start- und Landefreigaben. Nach dem Start geben sie die Kontrolle über das Flugzeug an ein Center weiter. Hier unterscheidet man den Radar- vom Koordinationslotsen, die aber stets gemeinsam an einer Position arbeiten und für ihren Sektor verantwortlich sind. Der Radarlotse überwacht den Flugverkehr, steht in Funkkontakt mit den Piloten und erteilt diesen Anweisungen und lenkt so sicher den Flugverkehr. Der Koordinationslotse steht in Kontakt mit den Nachbarsektoren und koordiniert eventuelle Abweichungen. Dabei assistiert er dem Radarlotsen die ganze Zeit.

Unterschiede gibt es noch zwischen den Lotsen der An- und Abflugkontrolle sowie der Streckenkontrolle. Die Anflugkontrolle zum Beispiel reiht die Flugzeuge hintereinander für den Endanflug auf, um dann kurz vor der Landung die Kontrolle an den Tower abzugeben.

Die Streckenkontrolle arbeitet mit Über- und Durchflügen sowie Flugzeugen, die ihre Reiseflughöhe verlassen, um an einem nahegelegenen Flughafen zu landen oder in ihre Reiseflughöhe zu steigen.

Zu Beginn der Ausbildung schlägt man entweder die Laufbahn des Center- oder des Towerlotsen ein. Ein Wechsel ist später eigentlich nicht vorgesehen. Man hat übrigens nicht nur mit zivilen Verkehrspiloten zu tun, sondern auch mit dem Militär, Flugschulen, Fallschirmspringern, Kunstfliegern und Hobbypiloten.

Muss man sich bei alldem nicht wahnsinnig konzentrieren?

Es gibt viele Sachen, die man beachten und vor allem gleichzeitig machen muss: sprechen, schreiben, zuhören, planen. Und dabei sollen keine Fehler entstehen. Deshalb arbeitet man auch maximal zwei Stunden am Stück, um dann eine Pause einzulegen.

Was macht den Job aus?

Jeden Tag gibt’s neue Herausforderungen, für die man Lösungswege finden muss. Die Verantwortung zu tragen und das Vertrauen der Piloten zu genießen, ist ein tolles Gefühl. Mit den Kollegen gemeinsam den Verkehr zu planen und zu führen, sowie Probleme zu lösen, macht mir Riesenspaß. Schön ist, dass man keine Arbeit mit nach Hause nimmt und so in seiner Freizeit abschalten und entspannen kann.

Probleme?

Die gibt’s täglich. Zum Beispiel: Wir haben einen Abflug, den wir in den oberen Luftraum übergeben müssen. Dann haben wir einen Anflug, der aus dem oberen Luftraum kommt und durch unseren Sektor durchsinken muss. Die Wege der beiden Flugzeuge kreuzen sich in unserem Sektor und die beiden werden zur gleichen Zeit an diesem Kreuzungspunkt sein. Nun muss man sich eine Lösung überlegen, damit die beiden dort nicht in derselben Flughöhe sind. Nach einigen Berechnungen weist man den Piloten neue Steuerkurse zu, sodass es keinen Kreuzungspunkt gibt. Eine andere Lösung wäre, eine neue vorläufige Flughöhe vorzugeben, auf der das Flugzeug bleibt. Wenn sie sich passiert haben, kann der eine Flieger seinen Steig- und der andere seinen Sinkflug fortsetzen.

Wie lief der Prozess ab, in dem du dich für diesen Job entschieden hast?

Ich bin auf einen DFS-Stand an einem Flughafen gestoßen, der über den Beruf des Fluglotsen informiert hat. Ich war sofort begeistert – habe die Idee jedoch verworfen, als ich erfahren habe, dass das Abitur eine Voraussetzung ist. Ich hatte nämlich nur ein Fachabitur. Aber der Gedanke Fluglotsin zu werden, hat mich nicht losgelassen. Ich habe mein Abi nachgeholt, mich bei der DFS beworben in der Hoffnung, dass ich das schwierige Auswahlverfahren in Hamburg schaffe. Große Freude als ich endlich den Ausbildungsvertrag in den Händen hielt!

Worum geht es in der Ausbildung?

Die ca. eineinhalbjährige Akademiezeit begann mit einer Theoriephase (Englisch, Navigation, Luftrecht, Flugzeugkunde, Meteorologie, Sprechfunk), gefolgt von der Praxis in den Simulatoren. Es war eine schöne Zeit an der Akademie, in der man gemeinsam mit den Kurskollegen Zimmer an Zimmer gewohnt hat, Spaß gehabt hat, aber auch jede Menge lernen musste bis der große Tag der praktischen Abschlussprüfungswoche kam. Eine sehr anstrengende, emotionale Woche, von der alles abhing. Ich habe zum Glück beim ersten Durchlauf alles geschafft und war bereit fürs OJT – On the Job Training – im Center Langen. Ich arbeite stets mit einem Coach an meiner Seite, der mir Hilfestellung und Feedback gibt. Nach ausreichenden Trainingsstunden und -erfahrung gibt es praktische Prüfungen, um die Lizenzen für die einzelnen Sektoren zu erwerben. Erst dann ist man fertiger Lotse.

Wo kannst du noch eingesetzt werden?

Erstmal nur in Langen an den Sektoren, an denen ich jetzt trainiere und für die ich die Lizenzen erwerbe. Da die Lizenzen, die man erwirbt, nur für einen bestimmten Luftraum gültig sind, ist ein Wechsel erstmal nicht vorgesehen. Falls man z.B. in ein anderes Center wechseln möchte, müsste man für die Lizenzen noch mal trainieren.

 

_Lion saß, kurz nachdem er das Interview geführt hat, zum ersten Mal in seinem Leben in einem Flugzeug.

 

Ausbildungsinfos Deutschland

Was// Fluglotse/Fluglotsin

Vorraussetzungen// Allgemeine Hochschulreife, zu Beginn der Ausbildung mindestens 19 Jahre, zum Zeitpunkt der Bewerbung höchstens 24 Jahre alt, Bestehung diverser (medizinsicher) Tauglichkeitstests, hohes Konzentrationsvermögen, gute Englischkenntnisse

Ausbildung// etwa 3 Jahre bei der Deutschen Flugsicherung (DFS), davon max. 18 Monate Theorie an der Flugsicherungsakademie und etwa 18 Monate praktische Ausbildung an einem Flughafen oder in einer Kontrollzentrale

Mehr Infos// berufenet.arbeitsagentur.de

 

Ausbildungsinfos Österreich

Was// FlugverkehrsleiterIn

Vorraussetzungen// Abgelegte Reifeprüfung, bei männlichen Bewerbern abgeleisteter Präsenz- oder Zivildienst, EU-Staatsbürgerschaft, bestandene mehrstufige Aufnahmeprüfung

Ausbildung// nicht gesetzlich geregelt, dauert aber etwa 3 Jahre, bei der Austro Control Akademie

Mehr Infos// www.bic.at/berufsinformation.php?tab=1; http://www.berufslexikon.at/beruf2903_6

 

Ausbildungsinfos Schweiz

Was// FlugverkehrsleiterIn

Vorraussetzungen// Abschluss einer gymnasialen Maturität oder Abschluss einer dreijährigen beruflichen Grundbildung, Alter von 18 bis 30 Jahren, Englischkenntnisse, medizinische Tauglichkeit

Ausbildung// 2½ Jahre bei skyguide in Dübendorf ZH, 1 ½ Jahre Theorie, 1 Jahr praktische Ausbildung

Mehr Infos// http://bit.ly/1edGIBA; www.berufskunde.com/chd/berufe-a-bis-z/flugverkehrsleiter

1 Kommentar
  1. Jana sagte:

    Ich find es beeindruckend wie man die Ausbildung aushält. Ich käme damit überhaupt nicht zurecht. Allerdings glaub ich auch das Gott einem da wiederum beisteht.

    Antworten

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