Für ihr inzwischen viertes Album als Solokünstlerin hat sich Kim Walker-Smith deutlich aus ihrer Komfortzone gewagt. Das erste Mal hat sie sich allein den Anforderungen und Möglichkeiten einer Studioproduktion gestellt, obwohl Kims Stärken als Lobpreisleiterin ja in der freien Anbetung liegen und gerade in den Live-Aufnahmen bei Jesus Culture gut zum Ausdruck kommen. Aber der Schritt hat sich gelohnt, denn »On My Side« ist ganz anders geworden als ein JC-Album ohne weitere Sänger. Die 12 Songs sind überwiegend Balladen, die sich zwischen später 80er Jahre-Ästhetik (»Brave Surrender« klingt fast wie Roxette) und radiofreundlichen Synthie-Sounds (»Throne Room«) bewegen. War Kim früher auch auf eigenen Alben eher Interpretin von Texten anderer Künstler, steuert sie dieses Mal bei fast allen Stücken etwas zu den Texten bei. Deshalb sind die Lieder auch so persönlich geworden. Trotz vieler Segnungen (drei Kinder, Gründung der eigenen Jesus Culture-Gemeinde) liegen auch schwere Jahre und Kämpfe hinter ihr. Die Erfahrung, dass Gott auch in Depression, Verlust des geliebten Stiefvaters und anderen Schwierigkeiten an ihrer Seite geblieben ist und sie in der Zeit geformt hat, ist das Grundthema, von dem Kim singt. Ihre ausdrucksstarke Stimme transportiert die Worte perfekt durch die manchmal zu gefälligen Stücke. Am Ende kommen noch mal alle Qualitäten auf den Punkt: »Fresh Outpouring« (so eine Art »Spirit Break Out« Teil 2) hat die nötige musikalische Dringlichkeit, die Gesangskabine scheint sich zu öffnen und Kim nutzt den Raum für die Freiheit, ein wenig zu improvisieren. Ein starker Schlusspunkt für ein insgesamt gutes Album.

zugehört_Steffen Planck