Wozu eigentlich?

LEITERSCHAFT. EIN WORT, FÜR DAS ES SO VIELE BEDEUTUNGEN

GIBT WIE MENSCHEN, DIE VERSUCHT HABEN, ES ZU DEFINIEREN.

JEDER WEISS IRGENDWIE, WAS GEMEINT IST, ABER ES HAT FÜR

VERSCHIEDENE MENSCHEN GANZ UNTERSCHIEDLICHE BEDEUTUNGEN.

Je älter ich werde und je mehr ich mich in Kirche reinhänge, desto öfter werde ich mit dem Wort Leiterschaft, zeitgemäßer ausgedrückt „Leadership“, konfrontiert.

WAS STECKT DAHINTER?

Während man vor hundert Jahren noch davon ausging, dass ein Leiter einfach jemand ist, der Kontrolle, Macht und Herrschaft bündelt, gibt es heute unendlich viele Ansätze und Fachliteratur zum Thema Leiterschaft. Allein auf dem kleinen Rollcontainer neben meinem Schreibtisch stapeln sich über 50 Bücher dazu. Manche mit christlicher Sicht, andere mit der Wirtschaftsbrille auf der Nase. Irgendwie scheint es also kein eindeutiges „Richtig“ oder „Falsch“ bei dem Thema zu geben, sondern eher einen Ozean an Prinzipien. Von denen werden wir uns in dieser Kolumne mal die Sahnehäubchen zu Gemüte führen.
Zuerst müssen wir noch etwas klarstellen. Denn viele Leute sind der Meinung, dass sie gar keine Leiter sind – „Ich leite ja nichts und niemanden. Und außerdem bin ich keiner, der vorangeht und gerne vor vielen Menschen spricht“. Für mich ist das ein klassischer Fall der „Ich bin gar kein Leitertyp“-Lüge. Denn, JEDER IST EIN LEITER! Schließlich nehmen wir immer Einfluss auf die Menschen um uns herum. Wir beeinflussen, ob wir wollen oder nicht. Es gibt nur einfach völlig unterschiedliche Leitertypen. Manche sind dabei spontane, extrovertierte Rampensäue, während andere ihre Leiterschaft im Hintergrund ausüben. Beides ist gut. Beides ist notwendig.

WO WIRD GELEITET?

Leiterschaft findet überall da statt, wo du eben Einfluss nimmst. Heißt, du bist Leiter in deiner Schule, Ausbildung, im Studium und in deiner Familie, Ehe und deinen Freundschaften – Leiterschaftssituationen so weit das Leben reicht. Und du entscheidest dabei mal bewusster, mal unbewusster, wie du Einfluss nimmst. Bringst du Leute voran? Förderst du ihr Potenzial? Blühen Menschen auf, wenn sie Zeit mit dir verbringen? Multiplizierst du dich und deine Gaben? Erfahren Menschen Ermutigung durch dich?
Deine Autorität kommt nämlich oftmals nicht von den Worten, die du sprichst, sondern von dem Leben, das du lebst. Das heißt, Menschen beobachten dich. Sie sehen, wie du in unterschiedlichen Situationen handelst. Sie erleben, wie du reagierst, wenn dich beispielsweise dein stressiger Alltag aussaugt.
Die Frage, die sich zum Thema Leiterschaft ergibt, ist also nicht, wozu und warum es sie überhaupt braucht, sondern WIE du deine Leiterrolle aktiv übernehmen kannst! Denn: Dass du als Einflussnehmer automatisch ein Leiter bist, das haben wir ja jetzt geklärt. Aber WIE gestaltest du das nun in deinem Leben?

1. SEI DIR BEWUSST, DASS DU EINFLUSS NIMMST

Sei es, dass du als Ältester deine jüngeren Geschwister beeinflusst oder als Student deine Kommilitonen: Du beeinflusst Menschen. Also sei dir dessen bewusst und werde zum aktiven und positiven Beeinflusser. Du bist nicht zu unbedeutend oder unwichtig, um Einfluss zu nehmen. Du nimmst ihn schon!

2. MACH DICH UNABHÄNGIG VON GEFÜHLEN

Gefühle sind manchmal ganz schön eigensinnig. Um den bestmöglichen positiven Einfluss zu nehmen, müssen wir uns manchmal aktiv gegen unsere Gefühle entscheiden und auch mal das machen, wonach wir uns vielleicht gerade nicht fühlen. Sei es, der Penny-Kassiererin freundlich zu begegnen, obwohl sie gerade jeden blöd anmacht, oder in einer Läster-Unterhaltung über andere Arbeitskollegen/Freunde/Kommilitonen einfach mal den Mund zu halten, obwohl es sich gerade so gut anfühlen würde, der Wut Luft zu machen.
Wenn ich mir in solchen Situationen die klassische „What would Jesus do?“-Frage stelle, dann fällt mir die folgende Situation ein: Jesus erfährt, dass man seinen Freund, Johannes den Täufer, umgebracht hat (Matthäus 14,1-12). Die Bibel berichtet davon, wie Jesus sich danach auf ein Boot zurückzieht und alleine sein möchte. Mal ehrlich, für so eine Reaktion hat ja wohl jeder Verständnis. Das Problem ist nur: Er ist ein Promi und so dauert es nicht lange, bis sich viele Menschen um ihn sammeln. Und auch hier hätte es wieder jeder verstanden, wenn Jesus gesagt hätte: „Hey Freunde, mein Kumpel ist umgebracht worden, und ich brauche Zeit, um zu trauern. Ich fühle mich jetzt nicht nach Wundern und großen Menschenmassen …“. Stattdessen steigt er aus dem Boot und ist so ergriffen von den vielen Menschen, dass er anfängt, die Kranken zu heilen (Matthäus 14,14). Wow! Jesus entscheidet sich also für die Menschen und gegen seine Gefühle. In einer krassen Situation. Heißt nicht, dass du deine Gefühle immer ignorieren sollst, denn es gibt auch viele andere Situationen, wo Jesus sich wirklich bewusst und ohne Unterbrechung zurückzieht. Und trotzdem darfst du diese Situation einfach mal auf dein Leben übersetzen und dich Fragen, welche Wunder dich erwarten könnten, wenn du dich in manchen Situationen dafür entscheidest, mit Gott an deiner Seite aus deinem Gefühlsbötchen auszusteigen.

3. ENTSCHEIDE DICH FÜR DEINE LEITERSCHAFT

Entscheide dich damit auch, in das Leben anderer Menschen zu investieren, indem du sie positiv prägst. Ich glaube, genau das passiert, wenn du aktiv wirst und Situationen wirklich nutzt, die Gott vorbereitet. Also mit dem Bewusstsein, dass du andere prägst, Situationen mit deinem Verhalten veränderst. Eine Situation nach der anderen. Vom Umgang mit anderen Autofahrern, von denen du vielleicht denkst, dass sie ihren Führerschein im Lotto gewonnen haben, bis hin zu genervten Verkäufern, gestressten Dozenten oder vielleicht sogar deinen Eltern.

Melanie Pongratz leitet den Bereich „51 Coaching“ bei „Wort des Lebens“ am Starnberger See.

Du nimmst Einfluss. Du prägst. Und deine Leiterschaft verändert dein Umfeld. Die Frage ist nur – wie?

Next Step:

Welche Menschen hast du am häufigsten um dich herum? Wie beeinflusst du diese Menschen? Wie willst du deinen Einfluss noch positiver gestalten?