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#Mach Das!

Unsere März-TEENSMAG-Ausgabe bringt euch zum Basteln, Malen und Schreiben. So soll`s sein!
Als wir den genialen Beitrag von Miriam zugesandt bekamen, dachten wir: “Das sollten nicht nur wir lesen dürfen.”
Also kommt hier ein wunderbares Werk, das zeigt, was unsere Schreibwerkstatt an Kreativität freisetzen kann. Genießt´s.

 

Am Ufer

Dort zwischen sanften Hängen und felsigen Gipfeln saßen die beiden nun nach einer anstrengenden und kräfteraubenden, aber doch wunderschönen Bergtour auf einer bequemen Bank ein Stück vom Ufer entfernt. Sie lehnten sich beide entspannt zurück und plauderten über die Erlebnisse des Tages, während die Sonne langsam ihren Rückzug antrat und orange-rote und gelbe Streifen an den Horizont zauberte. Sie beschrieb ihm die Schönheit und Anmut jenes Schmetterlings, den sie während des Picknicks am Mittag beobachtet hatte. Er hörte ihr aufmerksam zu und begann dann von dem Bächlein am Wegesrand zu schwärmen, das so voller Frische und Energie ins Tal hinabsprudelte und dabei die Existenzgrundlage für so viele Tiere und vor allem Pflanzen an seinem Ufer sei, die dann, sobald im Frühjahr die ersten Sonnenstrahlen die zartgrünen Pflänzchen erreichten, ihre ganze Pracht entfalten würden. Sie würden beginnen, die versteckte Schönheit ihrer Blütenblätter aus der Hülle der engen Knospen heraus zu zwängen und den Rand des Bächleins als buntes Band säumen.

Während er erzählte, war sie recht nachdenklich geworden. Und als er eine kurze Pause einlegte und den Kopf hob, blickten sie sich direkt in die Augen. Er erkannte sofort die nachdenkliche Miene seiner vertrauten Freundin. Vorsichtig legte er seinen Arm um ihre Schulter und fragte im Flüsterton: „Was geht dir durch den Kopf, mein Schatz?“ Geduldig wartete er bis sie langsam zu sprechen begann: „Deine Erzählung hat mich an etwas erinnert, das ich in letzter Zeit o ft vergessen hatte. Ich war zu beschäftigt, zu begeistert von dem neuen Park, sodass ich jeden Tag viel zu lange joggen ging und ich war zu konzentriert darauf, nur gut bei anderen anzukommen und ja keinen schlechten Ruf angehängt zu bekommen.“ Sie legte eine Pause ein, in der die beiden gedankenverloren die letzten Sonnenstrahlen betrachteten, ehe sie ihre Gedanken weiter ausführte: „Dein Bach hat mich an eine fließende, nicht versiegende Energiequelle erinnert. Es ist die Kraft Jesu Christi, der verspricht: ‚Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.‘ Seine Kraft ist frisch und lebendig, wie ein sprudelndes Bächlein, sein Wesen ist durch Reinheit geprägt. Diese Sauberkeit des Wassers stillt den Durst der Menschen ungemein gut und das nährstoffreiche Wasser gibt ihnen die Möglichkeit zu blühen. Wir können uns entfalten, denn in uns sind Begabungen und gute Fähigkeiten angelegt. Mit ihnen können wir anderen dienen und ihnen eine Freude machen. Zusammen ergibt sich eine bunte Vielfalt von Blumen, die durch die Sonne, die für die Liebe Gottes stehen könnte, zu leuchten beginnt. Die einzelne Blume muss sich nicht wirklich anstrengen, um still und schön am Bächlein zu stehen. Sie muss sich lediglich zur Verfügung stellen.“ Sie atmete einmal tief die kühle, klare Abendluft ein. Dann redete sie weiter: „Bei uns Menschen geht es dagegen viel zu oft um das, was jemand erreicht hat, um das, was wir aus eigener Kraft geschafft haben. Doch in Wahrheit ist vieles nicht aus eigener Kraft möglich, so wenig, wie es für die Blume möglich ist, ohne Wasser und Licht zu blühen. Ich habe beschlossen, dass ich gerne wieder die kraftvolle und doch ruhige Energiequelle anzapfen möchte. Ich genieße die Tage und besonders die Abende mit dir hier in der unberührten, faszinierenden Natur, die ein allmächtiger Schöpfer mit so viel Liebe zum Detail geschaffen hat. Hier ist meine Seele frei, meine Wurzeln können sich ausstrecken und ich kann, auch wenn es mir bis gerade eben nicht präsent war, die Energie tanken, die mich zum Blühen bringt und mich Teil eines großen Ganzen, Teil des Blütenmeers, ja um nicht zu sagen Teil von Gottes Familie werden lässt.“

Sie hielt kurz Inne und ließ sich ihre eignen Gedanken nochmals durch den Kopf gehen bis sie zaghaft aber doch entschlossen hervorbrachte: „Ich danke Gott dafür, dass er dich benutzt hat, um mich und uns wieder einmal neu an sein Konzept und seine Liebe zu erinnern.“
Dann war es still. Nur das Rauschen des Bächleins war zu hören. Die beiden Wanderer waren in nachdenkliches Schweigen gehüllt, aber die Stille war angenehm und beruhigend. Denn Gottes Geist hatte ihre Herzen mit der bedingungslosen Liebe Gottes gefüllt. Das genügte.