Drei Freunde musikalisch unterwegs
Chris Lass hat sich seine beiden Kumpels geschnappt und gemeinsam ein Album aufgenommen, das anders klingt als die Alben vorher. TEENSMAG hat bei Chris nachgefragt.
TEENSMAG: Als Trio seid ihr von eurer ursprünglichen Gospel-Richtung weggegangen. Warum habt ihr einen anderen Stil gewählt?
Chris Lass: Wenn ich Musik mache, mache ich immer noch Gospel. Wenn ich mit meinen beiden Jungs zusammenarbeite, die auch an den anderen Projekten immer mitgearbeitet haben, dann war das schon immer ein verborgenes »Trio« in dieser Musik. Jetzt haben wir entschieden, »back to the roots« zu gehen. Als wir uns mit 13-14 Jahren kennenlernten, haben wir einfach Musik gemacht. Der Stil war egal – wir wollten einfach Spaß haben. Da haben wir uns gesagt: »Mensch, wir sollten eine CD machen, bei der wir uns gar nicht stilistisch auf etwas einschießen, sondern es sollte so sein, dass jeder im Trio gleichwertig seine Ideen und Wünsche und das, was er im Ohr hat, mit auf die Platte bringt.« Das ist uns, glaube ich, ganz gut gelungen. Deswegen ist es vielleicht weniger typisch Gospel, weil Philip und Egon sich ganz stark einbringen konnten.
Was ist euch dreien am wichtigsten an eurer Musik?
Es geht um das Thema Freundschaft. Uns verbindet erst mal Freundschaft. Das ist eine sehr enge und tiefe Freundschaft, die schon über 15 Jahre besteht. Die ist das allerwichtigste. Auch beim Musik machen geht es nicht darum, wer jetzt ein Solo spielt oder wie schnell der Song ist, sondern, dass wir zusammenkommen dürfen. Es ist etwa so, wie wenn man mit dem Freund von der gegenüberliegenden Straßenseite spielt. Da ist egal, was man spielt – Hauptsache ist, dass man spielt. Wenn man das als Formel in die Musik einbringen wollte, sind da Dinge, die uns sehr stark verbinden: Zum einen Freundschaft, natürlich auch ein musikalischer Geschmack – das heißt, wir mögen sehr gerne rhythmische Sachen, aber auch Klang und Klangsprache – und natürlich verbinden uns Glauben, Hoffnung und unsere Lebensphilosophie. Das können wir miteinander teilen und das findet sich in der Musik wieder. Auf dem Album sind ganz alte Songs dabei, weil wir mit ihnen eine Geschichte haben – z. B. lief »Stern, auf den ich schaue« bei jedem von uns auf der Hochzeit. Bis hin zu ganz neuen Songs.
Wie wählt ihr die Lieder aus, die auf ein Album kommen?
Wir haben einen Filter gesucht. Der Filter war das Thema Freundschaft und wir nennen es »Drei Freunde auf dem Weg«, weil es genau das ist. Wenn man fragt, welche Musik machen, ist das schwer zu beschreiben. Dann würde ich sagen, dass wir drei Freunde sind, die unterwegs sind. Hör dir die Musik selbst an und bilde dir dein Urteil. Daher gibt es klare Verbindungssongs wie »Stern, auf den ich schaue«, der auf jeder Hochzeit gespielt wurde – jeweils von den beiden begleitet, die gerade nicht geheiratet haben. Andere Songs sind entstanden aus direkten Situationen. Zum Beispiel hat Egon einen super-starken Song geschrieben, der in seiner Familie und in unserer Situation, die wir erlebt haben, ganz stark gewesen ist. Ich habe Songs geschrieben, die Themen verarbeitet haben – zwischen uns dreien oder privat. Dieser Mischmasch ist entstanden, weil wir alte Songs und neue Songs genommen haben. »Gott ist gegenwärtig« ist ein Song, den ich gerne dabei haben wollte, weil wir etwas damit erlebt haben. Wir drei und unsere Ehefrauen haben uns getroffen, in der Bibel gelesen und Lieder gesungen. Ich saß am Klavier, habe viele alte Songs gespielt und dann haben wir »Gott ist gegenwärtig« gesungen. Das war ein ganz besonderer Moment, den ich so schnell wahrscheinlich nicht vergessen werde.
Mir ist aufgefallen, dass ich »Unveränderbar« schon mal so ähnlich gehört habe. Warum schickst du es als deutsche Version noch mal in die Nation?
Das ist im Prinzip ein ganz, ganz alter Song, mit dem wir schon viel erlebt haben und den wir schon immer mal auf Deutsch machen wollten. Bei diesem Album dachten wir uns, dass es eine große Chance für uns ist, endlich mal auf Deutsch zu singen und zu texten. Egon macht auch selbst Musik und ist solo unterwegs und macht dabei ausschließlich deutsche Musik – daher passte es richtig gut. Ich liebe auch Deutsch und habe einige deutsche Songs selbst in meinem Gospel-Programm. Deswegen gab es nun einige deutsche Songs und da passen die alten Nummern natürlich sehr gut.
Was kann diese gemischte Setlist aus alten, neuen Liedern den Konzerthörern mitgeben?
Wir haben uns als Trio überlegt, dass wir nicht auf die »großen Bühnen« wollen. Als Musiker wünscht man sich ja, dass das, was man macht, eine Resonanz findet, Menschen es genießen und wertvoll finden. Man macht es nicht vornehmlich aus dem Grund, dass man gelobt wird, aber man wünscht sich natürlich, dass es Resonanz findet. Dann hat man manchmal die Gedanken: »Und dann spielen wir auf der Bühne und dann wird das hier sein und dort sein.« Bei diesem Trio haben wir uns gesagt, dass wir ein Konzept live auf die Beine stellen wollen, das besonders in kleinen Gemeinden, auf kleinen Bühnen oder kleine Stadtplätze passt. Das haben wir auch gemacht und bisher drei Tourneen gespielt. Dabei sind wir ganz bewusst in Kirchen gegangen, wo vielleicht nur hundert Leute hinkommen und reinpassen. Dabei war uns wichtig, dass diese hundert Leute erst mal uns kennenlernen und das, was wir mit der Musik sagen wollen. Da ist es egal, glaube ich, ob ein Song eine alte deutsche Sprache oder Harmonie-Schemen hat, die eher früher modern waren, oder ob er ganz modern ist. Wenn man live Musik hört und persönlich erlebt, ist der Musikstil erst mal nicht mehr so wichtig. Uns geht es um die persönliche Abbildung und nicht darum, einer bestimmten Stilistik, Bühne oder einem Klientel gerecht zu werden.
Was hat es mit der Schiller-Lesung auf sich? Warum dieser Text und nicht z. B. ein Bibeltext?
Wir haben überlegt, was wir noch zum Thema Freundschaft sagen können. Wenn man das Konzert besucht, merkt man, dass es viel mehr ist als nur die Songs. Das sind wir drei auf der Bühne, der Umgang und Spaß miteinander, aber auch das, was wir sagen. Früher oder auch noch heute, wenn wir mit dem Gospel-Projekt unterwegs sind, sagt nicht jeder etwas auf der Bühne, sondern tendenziell bin das dann ich. Und der Schlagzeuger steht nicht unbedingt auf, kommt nach vorne, nimmt das Mikro und erzählt irgendetwas. Im Trio ist es schön, dass jeder sich stark einbringen kann. Ich sage mal, jeder von uns sollte mindestens 33,33 Prozent einbringen. Jeder bringt seine Stärken und Schwächen ein. Eine Stärke von Egon habe ich kennengelernt, als ich mit ihm zu einer Abschlussprüfung vom Studium gefahren bin. Er hat auf Lehramt studiert und musste eine Lesung halten, also etwas vorlesen. Er hat eine Geschichte vorgelesen und ich war völlig geflasht. Als wir rausgegangen sind, habe ich gesagt: »Egon, das ist unfassbar krass, wie du Geschichten vorlesen kannst. Du könntest dich damit selbständig machen und durch die Lande ziehen.« Er konnte das gar nicht so richtig glauben. Als wir uns zusammengesetzt und darüber geredet haben, was wir auf der Tour machen wollen, habe ich gesagt: »Egon, du musst irgendetwas vorlesen, weil du so eine krasse Gabe hast. Ich würde es genießen, wenn das passiert.« Dann hat er überlegt – und Egon ist ein richtiger Denker, sozusagen stille-Wasser-sind-tief-mäßig. Und dann hat er diese Geschichte gefunden und gesagt, dass sie so gut zum Thema Freundschaft passt. Dann haben wir sie live gemacht und fanden, dass das unbedingt aufs Album muss. Zur Frage, warum es kein Bibeltext ist: Ich finde, ehrlich gesagt, dass Bibeltexte häufig bei Menschen gewisse Erinnerungen hervorrufen. Wenn jemand auf einem Konzert einen Bibeltext vorliest, hören Leute, glaube ich, anders zu, als wenn man ein Gedicht von Schiller vorliest oder etwas vorliest, von dem keiner am Anfang weiß, was es ist. Ich muss sagen, diese Lesung habe ich auf den Tour-Konzerten bestimmt zwanzig Mal gehört und immer noch etwas Neues in dieser Geschichte entdeckt. Und ich muss sagen, ich finde sie erschreckend biblisch, wenn man sie genau durchliest.
Spricht es dadurch eher Leute an, die mit dem Glauben noch nicht so viel zu tun haben?
Ja, genau so ist es! Sowieso glaube ich, dass wir drei den Glauben anders frönen, wie man so schön sagt. Oder dass wir ihn neu entdecken, als es Menschen in unserem Umfeld erwarten. Immer wieder, wenn ich Menschen treffe, die ich gerne habe und kirchenfremd sind – wie man sagt –, und wir darüber sprechen, dass es doch viel mehr gibt, was einen verbindet, als ein Trend, dann sind sie verwundert, welche Meinungen man vertritt oder nicht vertritt oder was man glaubt und nicht glaubt. Bei solchen Geschichten merkt man das eben, weil nicht sofort der kritische Faktor hochkommt und sagt: »Das ist aus der Bibel, das lehne ich ab.«
Das ist ein spannendes neues Konzept.
Es ist auch ein bisschen ein Spielplatz. Das ist vielleicht ein bisschen egoistisch – wir machen, was wir wollen und müssen uns nach niemandem richten. Aber vielleicht macht es das gerade richtig spannend.
Toll, dass der Zuhörer auf diese persönliche Ebene mitkommen darf.
Das macht es auch für uns besonders. Konzerte machen immer Freude. Aber man muss sich an gewisse »Kontexte« halten. Wenn man auf einem Kirchkonzert oder einer großen Bühne ist, gibt es gewisse Grenzen und es werden gewisse Sachen erwartet, die klar sind. Wenn man aber in einer Kirche mit 60-120 Leuten sitzt, ist es eine besondere Atmosphäre. Da kann man Dinge anders angehen und es gibt nicht so sehr diese Erwartungshaltung.
Wer jetzt neugierig ist und wissen will, wie das Album nicht nur theoretisch klingt, kann hier reinhören und es bestellen: http://www.scm-shop.de/drei-freunde-unterwegs.html
Und ein kleines Geschenk von dem Trio: Sie schenken dir den Download eines Liedes!
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