Herausforderung: Reportage
Als Praktikant darf man ständig neue Aufgaben ausprobieren und sich selbst austesten. Für Ausgabe 2/2015 war es mal wieder soweit: Die Textgattung Reportage soll gelernt werden. Hier gibt’s die Backstage-Infos zum Artikel.
Basics
Im Studium habe ich theoretisch gelernt, wie man eine Reportage schreibt: Szenischer Einstieg und Infos neben persönlichen Eindrücken. Gefühle bekommen ausnahmsweise einen Platz, genauso wie Personenbeschreibungen. Der Leser soll quasi dabei sein und sehen, hören und empfinden, was ich wahrgenommen habe, als ich meinen Besuch absolviert habe. Bei einer Schulung im Verlag wurde mir gesagt, dass diese Textgattung das Sahnehäubchen des Journalismus sei. Die Aufgabenstellung freut, fordert heraus und verunsichert gleichzeitig. Da ich weiß, welchen besonderen Stellenwert diese Textart hat, möchte ich sie besonders gut anwenden und hoffe, dass ich einen tollen Text erschaffen werde.
Brainstorming
Meine erste Reportage soll ich über eine Autowerkstatt schreiben – einem Ort, an dem ich mich nicht sehr gut auskenne. An sich keine gute Voraussetzung, denke ich. Mein Vorteil wiederum: Ich kann jede Frage unbefangen stellen und werde auf jeden Fall etwas dazulernen. Mein erster Weg führt mich ins Internet. Was schreibt die Werkstatt über sich selbst? Sie sind ganz normal und doch ganz anders, weil sie absichtlich Azubis mit schlechten Zeugnissen suchen. Aber was sind das für Leute? Komme ich als Frau an diesem männlichen Arbeitsplatz klar? Fragen wie diese schwirren mir durch den Kopf. Aber ich will alle Ideen und Gedanken nutzen, weshalb sie auf meiner Brainstorming-Liste landen. Daraus können sich gute Gespräche ergeben. Weiter in der Planung: Nach einer Mailanfrage und einem kurzen Telefonat steht der Termin, an dem ich Geschäftsführer Robert Bosch besuche. Aber wie komme ich da hin? Eine Mail später habe ich mir einen Firmenwagen inklusive Navi gebucht. Bis nach Essen laufen wollte ich nämlich nicht. Allerdings bin ich noch nie alleine mit Navi unterwegs gewesen – hoffentlich geht das gut … Was gibt die Homepage noch her? Oh, wie praktisch: Sie haben alte Fernsehberichte online gestellt. Dadurch kenne ich den Betrieb und die Mitarbeiter quasi schon, bevor ich überhaupt da war. Sehr hilfreich.
Tag X
Die Sonne strahlt vom Himmel – ungewöhnlich, weil ich es gewohnt bin, immer im Regen über die Autobahn zu rollen. Eine andere Praktikantin wünscht mir eine gesegnete Fahrt und betet für mich, bevor ich mir Navi, Kamera und Notizblock unter den Arm klemme. Der Reisesegen beruhigt mich. Wird schon schief gehen. Die Fahrt läuft unkompliziert und ich freue mich auf das Gespräch mit Robert Bosch, der mich freundlich in Empfang nimmt. Mit dem Diktiergerät auf dem Tisch werde ich alle Fragen los und bekomme auf alles eine Antwort. Ich genieße den Luxus, nicht mitschreiben zu müssen. Abtippen geht hinterher schneller. Robert Bosch nimmt sich wirklich Zeit für mich – ein netter Chef, dem ich vollkommen abkaufe, was er erzählt. Sein Herz ist voller Nächstenliebe für junge Leute ohne Zukunftsaussichten. Ich wünsche ihm sehr, dass er sein Ziel bei den Jugendlichen und den Kunden erreicht: Gottes Liebe weiterzugeben.
Anschließend bekomme ich eine Privatführung durch die Schmiede. Er lässt den alten Abstellraum nicht aus, in dem sich noch ein Amboss befindet. Ein Überbleibsel aus Tagen, als noch echte Rosse und nicht Karossen die Kunden der Schmiede waren. Um ein Fotomotiv zu optimieren, verschiebt er sogar einen Kühlschrank für mich. Wie praktisch, dass ich gerade in einem Männerbetrieb gelandet bin und alle Beteiligten so pragmatisch veranlagt sind. Das Miteinander der Männer ist herzlich und ihre Leidenschaft für den Beruf ist spürbar. Wenn ich in Essen wohnen würde, wüsste ich, welche Werkstatt mein Auto versorgen sollte.
Zurück im Büro
Der nächste spannende Teil meines Projektes kam mit dem Erstellen des Textes, was tatsächlich Übung braucht. Wir sprechen schließlich vom Sahnehäubchen des Journalismus, das behutsam und mit dem richtigen Drive aufgesetzt werde muss. Mit Hilfe meiner Chefredakteurin ist dabei eine Reportage herausgekommen, die ihr euch in Ausgabe 2/2015 durchlesen und darin mehr über Herrn Bosch, den Azubi Mahdi und die Werkstatt mit Herz herausfinden könnt.
_Lisa freut sich auf ihre nächste Reportage.
In teensmag-Ausgabe 2/2015 könnt ihr das Endergebnis über die Alte Schmiede lesen.
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