»Wie gehe ich als Christin mit meiner Sexualität um?«

Sara, 14// »Ich stelle mir immer wieder die Frage, was als Christin oder Christ als »Sünde« gilt. Vor allem, wenn es um das Thema Sexualität geht. Ich habe Angst, etwas falsch zu machen, weil es so oft negativ dargestellt wird.«

Diese Frage beschäftigt mich, seit ich 15 bin. In dem Alter habe ich ein Auslandsjahr in Amerika gemacht. Dort wurde ich in meiner Gemeinde zum ersten Mal mit dem Thema »Kein Sex vor der Ehe« konfrontiert. Ich war neugierig und entschied mich schließlich dafür, mit dem Sex zu warten. Ich habe Sex nicht als »Sünde« angesehen, sondern empfand es als vernünftig, mit Sex vorsichtig zu sein und erst mal eine rein nicht-sexuelle Basis mit einem Partner zu haben. Mit der Zeit habe ich aber auch gemerkt, wie Sex immer mehr zu einem Tabu-Thema für mich wurde. Ich schämte mich, wenn ich sexuelle Reize spürte. Nachdem ich mir einen Porno angeschaut hatte, fühlte ich mich wie die schlechteste Person auf der ganzen Welt und peitschte mich innerlich dafür aus. Außerdem hatte ich keine Beziehung zu meinem Körper. Meine Sexualität war wie abgestellt und sobald mir jemand eine Frage zu Sex stellte, lief ich rot an. Es war mir unangenehm, weil ich so wenig über Sex wusste. All diese Erfahrungen haben mir nicht gutgetan. Ich bin persönlich eher eingegangen als gewachsen. Nach und nach realisierte ich: Eigentlich wollte ich doch eine Sexualität leben, in der ich meine sexuelle Sehnsucht und Neugierde nicht unterdrücken muss, sondern bewusst mit ihr umgehen kann. Schließlich ist sie ein Teil von mir. Wenn also ein sexueller Gedanke hochkommt, unterdrücke ich ihn nicht, sondern nehme ihn bewusst wahr und frage mich, was für ein Bedürfnis dahintersteckt. Du merkst vielleicht schon an meiner Geschichte: Es gibt nicht die eine richtige Antwort, auch wenn das manche Christen behaupten. Auch die Bibel hat in ihren Büchern eine vielfältige Meinung, wenn es um das Thema Sexualität geht. Schau dir zum Beispiel mal das Hohelied der Liebe an. Daher bin ich mir sicher, dass du ganz unterschiedliche Antworten bekommen wirst, wenn du anfängst, verschiedenen christlichen Menschen in deinem Umfeld Fragen zum Thema Sex zu stellen. Ich bin gerade genau wie du auf der Suche, meinen Weg zu finden und frage mich immer noch, wie ich mit meiner Sexualität als Christin umgehen möchte. Auch wenn der Weg des bewussten Hinterfragens meiner Sexualität Zeit und Kraft kostet, hat er mich bisher sehr bereichert. Inzwischen möchte ich sogar Paar- und Sexualtherapeutin werden und betreibe in meinem Studium Sexualforschung. Daher kann ich dich nur ermutigen, weiter zu fragen, mit dir selbst in Kontakt zu treten, mit Freunden zu reflektieren, die Bibel sowie Aufklärungsbücher zu lesen und Podcasts zu hören. Und dabei darfst du dir immer sicher sein: Selbst wenn du dich mal verläufst, kannst du immer wieder zu Gott zurückkehren.

help!_ Tabea Zorn

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