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Ich will auch mal im Mittelpunkt stehen

Joel, 15// Mein kleiner Bruder hat ADHS und bekommt deshalb eine Extra-Behandlung. Er ist oft Gesprächsthema Nr. 1, weil er sich immer in den Mittelpunkt drängt und immer noch etwas braucht oder meine Eltern mit ihm zum Arzt fahren. Aber wenn ich mal zum Training gebracht werden will, heißt es, ich soll hinlaufen – das wärmt ja die Muskeln so schön auf … Dass ich aber auch mal vorne stehen will, versteht keiner.

In vielen Familien ist es ähnlich wie bei dir. ADHS heißt Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Wenn ein Kind diese Besonderheit hat, drehen sich Eltern und dann auch die Geschwister um die Probleme, die diese Störung mit sich bringt. Wenn ein krankes Kind in der Familie ist, erhalten die anderen Kinder meist weniger Aufmerksamkeit und fühlen sich dadurch vernachlässigt. Dazu kommt mit der Zeit auch Unverständnis und Neid, weil sich die betroffenen Kinder mehr erlauben dürfen als gesunde Kinder. Man kann den Bruder nicht mehr leiden und wird aggressiv. Es ist schwer zu akzeptieren, dass der andere anders behandelt wird. Manchmal kann sich sogar Hass unter Geschwistern entwickeln. Das Gefühl zu kurz zu kommen hat bei dir seine Berechtigung. An deiner Stelle würde ich deinen Eltern sagen, wie es dir geht. Frage sie, ob sie sich mal einen Abend für dich Zeit nehmen, damit du in Ruhe mit ihnen reden kannst. Sag ihnen, wie du dich fühlst, dass du empfindest, dass sie dich nicht wahrnehmen, dass sie viel von dir erwarten und wie es dir damit geht. Du darfst deine Bedürfnisse und Gefühle äußern! Du bist aufmerksam und mutig, die Dinge beim Namen zu nennen, das zeigt deine E-Mail an uns. Diese Stärken sind nützlich für deine Eltern. Sie können sich auf dich verlassen. Falls sich auch nach dem Gespräch nichts ändern sollte, ist eine systemische Familientherapie eine gute Möglichkeit, gemeinsam Lösungen zu erkennen.

_Sibylle ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und Seelsorge in eigener Praxis. Sie liebt Feste, Menschen, Rosen, Jesus und Lachen.

2 Kommentare
  1. Alexa sagte:

    Ich kann dieses Problem sehr gut verstehen. Meinen Bruder hatte eine Borreliosen-Erkrankung und wurde von meiner Mutter auch ganz klar bevorzugt. Und da sie das auch sonst tat wurde das durch die Krankheit meines Bruders noch viel schlimmer. Das kam sogar so weit, dass sie mich “angeblich Gesunde” sogar vor anderen Leuten verhöhnte und mir im weitesten Sinne sogar die Schuld gab. Sie meinte sogar einmal höhnisch, vielleicht sei auch einmal ich “dran”. Heute bin ich tatsächlich selbst krank.
    Solche Aussenseiterrollen in einer Familie sind sehr schlimm. Es kann einem buchstäblich zerreissen! Dazumal hatte ich meinen Glauben ausserdem noch nicht. Heute kann ich mit Gott über alles reden. Und ich weiss: Gott versteht mich! Bei Ihm bin ich keine Aussenseiterin! ER liebt mich und ich bin sein Kind! Guter Tipp: Bete viel, erzähl Gott von deinen Sorgen. ER versteht dich. Höre auf Gott, er hat mit deinem Leben einen Plan! Spreche mit ihm über deine Pläne und arbeite zielgerichtet auf sie zu! Häufig fehlt es uns an der Lebensrichtung. Kennen wir uns selbst und die Richtung, in die wir gehen wollen, so können wir uns von solchen Ungerechtigkeiten distanzieren und kommen auch dadurch nicht zu kurz.

    Ich wünsche Dir viel Kraft und Gottes Segen.

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  2. big sister sagte:

    Mein Bruder hat auch ADHS. Er wird deswegen jedoch nicht bevorzugt oder so in der Familie. Er nimmt Medikamente und diese helfen ihm sehr. Ich bin sehr stolz auf meinen Bruder und auf alles was er bis jetzt schon erreicht hat. Leider wird er in der Schule häufig gemoppt und ist deswegen auch zu hause zum Teil schlecht gelaunt und lässt seinen Ärger an uns aus. Natürlich ist es mit ihm nicht immer einfach aber das ist es ja mit keinem 14jährigen Teenie 😉

    Rede mit deinen Eltern und vorallem auch mit deinem Bruder, frag ihn wie die Situation für ihn ist und sucht Möglichkeiten wie ihr als Familie in dieser Situation wachens könnt.

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